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Im Alter wohnt man eben anders

Wer heute baut, renoviert oder saniert muss sich zwangsläufig mit den Themen Nachhaltigkeit und Energieeffizienz auseinandersetzen. Schließlich spielen der Bau und die Nutzung von Häusern eine zentrale Rolle für den Klimaschutz – in der EU sind Gebäude für rund 40 Prozent des Endenergieverbrauchs und 36 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Wer bei seinem Sanierungsvorhaben ein paar Dinge beachtet, leistet wertvolle Beiträge zum Umweltschutz und steigert nebenbei den Wert seiner Immobilie.

In Deutschland leben Seniorinnen und Senioren oft in viel zu großen und nicht altersgerechten Wohnungen. Neben den gestiegenen Mieten liegt das auch an den zum Teil hohen Aufschlägen, die für barrierefreie Wohnungen zu zahlen sind – je nach Stadt und Größe der Wohnung können das leicht mehrere hundert Euro pro Monat sein. Das zeigt eine aktuelle Analyse des Immobilienportals immowelt, bei der die mittleren Angebotsmieten für die 14 größten Städte der Republik untersucht wurden. Untersucht wurden Wohnungen mit 40 bis 120 Quadratmetern (ohne Neubauten), die mit den Merkmalen „barrierefrei“ oder „seniorengerecht“ inseriert waren. Verglichen wurden diese mit Wohnungen, welche diese Merkmale nicht enthielten.

Zwei westdeutsche Großstädte mit höchsten Aufschlägen

Die größten Aufschläge für barrierefreie Wohnungen müssen Mieterinnen und Mieter aktuell in Frankfurt und Düsseldorf zahlen. In der Bankenmetropole werden Seniorenwohnungen im Mittel für 1.100 Euro Miete angeboten. Nicht als seniorentauglich gekennzeichnete Wohnungen kosten 850 Euro – eine Differenz von 250 Euro. Die gleiche Summe müssen Rentner auch in Düsseldorf für barrierefreies Wohnen drauflegen. Allerdings ist das Preisniveau am Rhein generell etwas niedriger: Seniorentaugliche Wohnungen kosten hier im Median 950 Euro Miete, normale Wohnungen werden für 700 Euro inseriert.

Neben den Aufschlägen für schwellenlose Türen und Aufzug kommt hinzu, dass sich das Mietniveau in den großen Städten allein in den vergangenen 10 Jahren zum Teil verdoppelt hat. Viele Senioren leben bereits seit Jahrzehnten in derselben Wohnung und zahlen dementsprechend niedrige Mieten. Ein Umzug in eine barrierefreie Wohnung wäre also mit deutlich höheren Mietkosten als bisher verbunden, sogar bei einem Verzicht auf Wohnfläche. Der sogenannte Lock-in-Effekt wird somit verstärkt.

Mehrkosten von mindestens 100 Euro in Hälfte der Städte

In allen 14 von immowelt untersuchten Städten sind seniorentaugliche Wohnungen teurer. Insgesamt beträgt der Mietaufschlag in sieben Städten mehr als 100 Euro. Neben Düsseldorf und Frankfurt müssen Mieter auch in Bremen (+170 Euro), München (+150 Euro), Dortmund (+140 Euro), Hamburg und Stuttgart (je +120 Euro) für eine barrierefreie Wohnung ordentlich draufzahlen.

Günstig kommen Rentnerinnen und Rentner dagegen im Osten Deutschlands weg: In Dresden kostet eine seniorengerechte Mietwohnung im Schnitt 440 Euro und somit lediglich 10 Euro mehr als eine vergleichbare Wohneinheit ohne dieses Merkmal. In Leipzig schlägt Barrierefreiheit mit 450 Euro und einem Plus von 20 Euro zu Buche. Auch in Berlin hält sich der Aufschlag in Grenzen: Eine barrierefreie Wohnung kostet 700 Euro und somit 40 Euro mehr.

Günstigere Bestandswohnung oft keine Option für Senioren

Dass seniorengerechte Wohnungen in der Tendenz teurer angeboten werden, liegt vor allem daran, dass sie jüngeren Baujahres sind oder saniert wurden. In alten Bestandswohnungen ist der komplette Umbau oder das Nachrüsten oftmals zu teuer oder schlicht nicht realisierbar. Das sorgt in der Praxis dafür, dass Senioren bei der Wohnungssuche häufig auf neuwertige und folglich teurere Bestandswohnungen ausweichen müssen. Denn wer im Alter selbstbestimmt in der eigenen Wohnung wohnen möchte, braucht dafür zumindest eine barrierearme Ausstattung: Dazu zählen unter anderem ein Hauszugang ohne Treppen, ein Aufzug und eine Dusche mit flachem Einstieg. (ots)

Berechnungsgrundlage: Datenbasis für die Berechnung waren auf immowelt.de inserierte Angebote. Die Mietpreise spiegeln den Median der Nettokaltmieten bei Neuvermietung für Wohnungen (ohne Neubau) mit einer Fläche von 40 bis 120 Quadratmetern wider, die von September 2021 bis August 2022 auf immowelt.de angeboten wurden. Gegenübergestellt wurden Wohnungen, die mit den Merkmalen „barrierefrei“ oder „seniorengerecht“ inseriert waren und Wohnungen, die diese nicht enthielten. Der Median ist der mittlere Wert der Angebotspreise.