- © Adobe Stock, Cecilia
| © Adobe Stock, Cecilia

Der „Zinsgipfel“ ist in Sichtweite

Niedrigere Zinsen für Immobilienkredite wird es in naher Zukunft wohl nicht geben. Aber Kaufinteressenten können Preise jetzt besser verhandeln.

Mit den jüngsten Zinsschritten der Notenbanken Ende Juli scheint der „Zinsgipfel“ in greifbarer Nähe. In den kommenden Monaten müssen Immobilieninteressierte mit einem ähnlichen Zinsniveau rechnen wie aktuell. „Kaufinteressierte und Verkäufer von Immobilien kommen zunehmend im ‚neuen Normal‘ an: Die starke Zurückhaltung der vergangenen Monate weicht immer mehr der Akzeptanz des veränderten Zinsniveaus, das sich für zehnjährige Hypothekendarlehen in den kommenden Wochen weiterhin zwischen 3,5 und 4,0 Prozent bewegen wird“, sagt Mirjam Mohr, Vorständin Privatkundengeschäft des Finanzierungsvermittlers Interhyp. Die für August im „Bauzins-Trendbarometer“ befragten Zinsexpertinnen und -experten prognostizieren angesichts der anhaltenden Inflation und zunehmender Konjunkturrisiken eine Seitwärtsbewegung beim Baugeld bis Herbst – Schwankungen inklusive.

Laut Interhyp-Daten liegen die Konditionen für zehnjährige Baudarlehen Anfang August im Schnitt bei 3,9 Prozent. Für 15-jährige und 20-jährige Darlehen werden im Mittel rund 4,0 Prozent fällig. Langfristige Zinssicherheit ist also zu einem geringen Aufpreis möglich. Angesichts des volatilen Markt- und Zinsumfeldes kommt es zu starken Schwankungen. Wenn Interessenten die Konditionen im Markt vergleichen, können sie über die langen Laufzeiten Tausende Euro Zinsen sparen.

Auch im neuen Zinsumfeld ist Wohneigentum möglich

Nachdem die US-Notenbank im Juli zum elften Mal in Folge die Leitzinsen auf mittlerweile 5,25 bis 5,5 Prozent angehoben hat, halten Marktbeobachter nach der Juli-Erhöhung auf 4,25 Prozent seitens der EZB einen zehnten Zinsschritt im Herbst für möglich. Im „Bauzins-Trendbarometer“ verweisen die Befragten nahezu einheitlich auf den anhaltenden Spagat der Notenbanker, zwischen Inflationsbekämpfung und Schutz der Wirtschaft das richtige Maß zu finden. Kurzfristig sehen neun von zehn Befragten kaum Spielraum für größere Zinsanpassungen. Sie erwarten, dass die Zinsen in einem Korridor zwischen 3,5 und 4,0 Prozent schwanken werden. Auch langfristig erwartet in der August-Befragung eine Mehrheit ein grundsätzlich gleichbleibendes Zinsniveau, wobei einige Befragte mit nochmals steigenden oder leicht nachgebenden Konditionen rechnen. Für November prognostiziert das Zinsbarometer Konditionen um 4,0 Prozent.

„Wir sehen, dass Interessenten ihre Finanzierungen und Vorstellungen dem neuen Zinsniveau anpassen. Interessanterweise stellen viele in der Beratung fest, dass sie mit ihrem Bauchgefühl nicht immer richtigliegen. Sie können sich im neuen Zinsumfeld durchaus Wohneigentum leisten, wenn sie beispielsweise den Eigenkapitaleinsatz erhöhen und die Anfangstilgung senken“, erklärt Mirjam Mohr. Mohr rät Interessenten zudem, energetische Sanierungen frühzeitig mitzudenken: „Gerade bei älteren Immobilien mit niedrigen Energieeffizienzklassen gibt es gute Möglichkeiten, jetzt attraktive Kaufpreise zu verhandeln und zu überlegen, wo man Geld für eine Modernisierung in die Hand nehmen sollte und möchte. Denn vor dem Hintergrund der Wärmewende muss Energieeffizienz selbstverständlicher Bestandteil jeder Planung rund um den Immobilienerwerb sein. Es ist sehr wichtig, eine sorgfältige Beratung rund um Sanierung und Modernisierung bereits in die Finanzierung einzubeziehen.“ (ots)