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Baustelle im Neubaugebiet | © Christian-P. Worring - stock.adobe.com

Bleibt der Wohntraum jetzt noch erfüllbar?

Aktuell herrscht noch ein Boom am deutschen Immobilienmarkt. Er steht auf drei Grundpfeilern:

  1. Wenn ein nicht endlos vermehrbares, handelbares Gut von vielen begehrt wird, dann wird es immer seinen Preis haben.
  2. Wenn Geld leihen nahe am Nulltarif möglich ist und den Leihenden für die Rückzahlung viel Zeit eingeräumt wird, dann wird es immer mehr Menschen geben, die sich für einen Kauf entscheiden.
  3. Die Mehrzahl der Deutschen würde lieber im Wohneigentum als zur Miete wohnen – und viele lassen diesem Wunsch auch Taten folgen.

Seinen Anfang nahm der Boom 2007, als die globale Finanzkrise in den USA aufgrund eines von zu unvorsichtiger Kreditvergabe aufgeblähten Immobilienmarktes begann. Ab da waren die Zinsen für Immobiliendarlehen im freien Fall.

Um einen Kollaps der Weltwirtschaft zu verhindern, wurden in der Folge Kredite sehr billig – was die Steigung einer anderen Kurve zur Folge hatte: Der Häuserpreisindex des Statistischen Bundesamtes stieg zwischen 2007 und 2021 von 81,2 auf 153,9 Punkte. Das ist eine Steigerung von satten 89,5 Prozent, und das in nur anderthalb Jahrzehnten! Gleichzeitig stiegen die Löhne nur um etwa 3,5 Prozent. Ein Anstieg der damals mehr als ein Inflationsausgleich war, der aber spürbar unter den durchschnittlichen jährlichen Preissteigerungen am deutschen Immobilienmarkt lag.

Aus muss der Traum dennoch nicht für alle sein!

Zwar wurden durch diese Umstände immer mehr Menschen von der Möglichkeit ausgeschlossen, von Mietern zu Eigentümern zu werden und die große Party am Markt ist nun vorbei, allerdings ist das gar nicht so schlimm. Denn eine Party war es vor allem für solche, die mit Immobilien ihr Geld verdienen und nicht für jene, die die Finanzierung stemmen müssen. Natürlich wird es auch in Zukunft kein Häuschen im Grünen zum Supersonderpreis geben, aber der über Jahre anhaltende Preisanstieg findet immerhin ein Ende und wird sich wahrscheinlich auf dem Niveau des Frühjahrs 2022 einpendeln. Der Markt wird also wieder berechenbarer und ein Immobilienkauf planbarer. Oder?

Möglich ist auch ein anderes Szenario. Der Wirtschaftsabschwung durch die Corona-Endloskrise und den Krieg in der Ukraine wirft seine Schatten. Die Zahl der potentiellen Käufer verringert sich, was zu einer Reduzierung der Nachfrage führt. Übersteigt das Angebot dann irgendwann diese Nachfrage, führt das zwangsläufig zu sinkenden Preisen – aus Sicht potenzieller Käufer, die von der eventuellen ökonomischen Krise nicht betroffen sind und die genügend Eigenkapital aufbringen können, steigt also die Chance auf einen extra guten Preis. Nur geschieht das eben auf dem Rücken jener, die ihren Traum vom Eigenheim aufgeben müssen.

Was auch immer die Zukunft bringt: Nachdenken, abwägen, informieren.

Da niemand hellsehen kann, bleibt unsicher, welches der Szenarien sich letztendlich bewahrheitet. Das Positive: Aus Sicht der Kaufwilligen bietet sich nun die Gelegenheit zum Durchatmen. Mit einem realistischen Blick auf die Dinge und mehr Zeit, um über den Wohntraum nachzudenken, können wichtige Entscheidungen mit einem kühlen Kopf statt überstützt getroffen werden. Wer das Projekt Immobilienerwerb so angeht, der kann auch auf einem Markt ohne Schnäppchenangebote und mit höheren Zinsen den Weg ins Eigenheim finden.