Nah am Wasser bauen

Die Pläne für das Bauprojekt Marina Garden werden noch immer diskutiert.

Visualisierung - © DresdenBau Projekt Marina City GmbH
Visualisierung (© DresdenBau Projekt Marina City GmbH)

Wie entscheidet die Verwaltung? Das ist die große Frage, welche Regine Töberich seit Monaten umtreibt.

Vor zwei Jahren hat sie mit der Firma DresdenBau ein Grundstück an der Leipziger Straße gekauft. Und zwar aus einem einzigen Grund: Sie möchte dort Wohnungen errichten lassen. "Marina Garden" nennt sich das Projekt für 244 neue Wohnungen in den fünfgeschossigen Häusern mit einem Staffelgeschoss und dem Turm, der an der südwestlichen Ecke des Komplexes bis auf sieben Etagen reicht.

"Marina Garden war im Juni 2013 in seiner planerischen Entwicklung, inklusive aller Maßnahmen des Hochwasserschutzes, die der Gesetzgeber bei Bauvorhaben in Überschwemmungsgebieten fordert, so gut wie abgeschlossen", erklärt die Projektentwicklerin.

"Tatsache ist auch, dass bereits 2008 der Masterplan unter anderem für dieses Areal und 2010 der Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan 357, also unter anderem auch für Marina Garden, verabschiedet worden sind." Sowohl Master- als auch Bebauungsplan sehen für das Gelände eine Adresse für "Hochwertiges Wohnen und Arbeiten" vor. Das bestätigt auch Baubürgermeister Jörn Marx. "Das stadtentwicklungsplanerische Ziel, den Bereich im Umfeld des Neustädter Hafens zu einem Wohnstandort zu entwickeln, ist seit 2008 öffentlich bekannt", heißt es aus dem Rathaus. Die Landeshauptstadt Dresden habe 2010 den sogenannten Masterplan Leipziger Vorstadt/Neustädter Hafen der Öffentlichkeit vorgestellt.

"Auf der Grundlage dieses Leitbildes wurde der Vorentwurf zum Bebauungsplan B 357B Leipziger Straße/Neustädter Hafen erarbeitet und im Sommer 2013 öffentlich diskutiert - ganz entsprechend der vom Baugesetzbuch geforderten frühzeitigen Bürgerbeteiligung." Das Umweltamt hatte zudem - gerade vor dem Hintergrund, dass sich die Bauvorhaben im förmlich festgelegten Überschwemmungsgebiet befinden - eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. "In dieser Studie wurde die Möglichkeit eines städtebaulich verträglichen Hochwasserschutzes, mit dem Primat des Objektschutzes, als realisierbar und mit den Belangen des Hochwasserschutzes als vereinbar nachgewiesen", sagt Regine Töberich.

Sie kann die derzeitige Aufregung um das Projekt nicht verstehen, möchte eigentlich im Sommer 2015 mit dem Bau beginnen. "Es gab bis zum Sommer 2013 keinerlei Anzeichen, dass irgendwas dagegen spricht." Erst nach dem erneuten Hochwasser sei das Projekt plötzlich misstrauischer betrachtet und auch in den Medien öffentlichkeitswirksam diskutiert worden. "Dabei könnte selbst bei einem 200-jährigen Hochwasser, also mit einem 69 Zentimeter über dem 2002-er Hochwasser liegendem Elbpegel, jeder Bewohner das Haus trockenen Fußes verlassen." Regine Töberich vermutet, dass die Diskussionen um das Projekt von Marina Garden und vermutlich auch der im Nachbargelände geplanten Hafencity ein Politikum sind. "Hochwasser ist ja ein sehr emotionales Thema und deshalb für den Wahlkampf benutzt worden.

" Die neue Mehrheit im Stadtrat aus Linken, Grünen, SPD und Piraten wolle den Masterplan für die Leipziger Vorstadt komplett überarbeiten lassen. Es gehe nicht mehr um die Sache, sondern um das Verstärken einer Neidgesellschaft. "Im Blickpunkt sind die bösen Reichen, die sich eine teure Eigentumswohnung kaufen", beschreibt es Regine Töberich. Geschürt würden solche Vorurteile auch vom Verein Freiraum Elbtal, dem bisherigen Nutzer des Areals, dem nach mehreren Querelen und einer wegen Formfehlern als unwirksam zurückgewiesenen Kündigung nunmehr rechtskräftig zum 31. Dezember dieses Jahres gekündigt worden ist.

Wie also geht es weiter? "Für den Bebauungsplan B 357B Leipziger Straße/Neustädter Hafen erarbeitet das Stadtplanungsamt den Entwurf für die Beteiligung der Öffentlichkeit", heißt es aus dem Rathaus. "Hier fließen die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung sowie aktuelle fachliche Erkenntnisse ein."

Für den Bebauungsplan B 357C Leipziger Straße/Alexander-Puschkin- Platz/Neustädter Hafen werde ein förmlicher Aufstellungsbeschluss in den politischen Gremien behandelt. "In beiden Bebauungsplänen wird die Frage des Hochwasserschutzes behandelt. Nur wenn diese zufriedenstellend gelöst werden kann, können die Planwerke dem Stadtrat zur Beschlussfassung vorgelegt werden." Erwartet wird dies im Frühjahr 2015.


Information

In einer Machbarkeitsstudie der TU Dresden wurde die Möglichkeit eines städtebaulich verträglichen Hochwasserschutzes, mit dem Primat des Objektschutzes, als realisierbar und mit den Belangen des Hochwasserschutzes als vereinbar nachgewiesen. Zudem hatte die DresdenBau die TU Dresden beauftragt, über ein Simulationsmodell herauszufinden, ob die Errichtung des Bauvorhabens Marina Garden negative hydrologische Auswirkungen, also negative Auswirkungen im Falle eines Hochwassers hat. Dieses Gutachten kommt zu dem Ergebnis, dass dies nicht der Fall ist. Das wird unter anderem damit begründet, dass durch die Neubebauung des Areals nicht mehr Grundfläche bebaut wird, als das jetzt schon der Fall ist.