Keine historische Fassade
Das Palais Riesch an der Rampischen Straße wird eine moderne Fassade bekommen.
Auf dem Grundstück hinter dem Polizeipräsidium in Dresden entsteht in den nächsten Jahren das Quartier Hoym. Eines der markantesten neuen Gebäude wird vermutlich jenes an der Rampischen Straße sein. Die Adresse nennt die Nummern 16 bis 18, besser bekannt ist die Stelle jedoch als einstiges Palais Riesch. Um die Gestaltung der Fassade ist jetzt eine Diskussion entbrannt. Erstes Fazit: Historisch geht nicht und modern gefällt nicht allen.
Im vergangenen Jahr hatten der Freistaat Sachsen und die Landeshauptstadt Dresden das reichlich 9600 Quadratmeter große Grundstück an die Berliner Investoren der CG Gruppe AG verkauft. Mit der Wiedererrichtung des stadtbildprägenden Palais Hoym werde die letzte große Baulücke im Umfeld der Frauenkirche geschlossen, hatte Finanzminister Georg Unland damals erklärt und betont: "Der Freistaat ist damit seiner städtebaulichen Verantwortung gerecht geworden: Das Stadtzentrum der Landeshauptstadt wird weiter aufgewertet und gewinnt an Attraktivität." Für die Entwicklung des Quartiers zwischen Rampischer und Landhausstraße, also das Projekt Quartier Hoym (QIII/2), sind 136 Millionen Euro eingeplant. Bis Ende 2018 soll alles fertig sein - aber noch muss für die Fassadengestaltung des ehemaligen Palais Riesch eine passende Lösung gefunden werden.
Zu geringe Raumhöhen
Denn um die Fassade des geplanten Baus wird derzeit diskutiert. Ende Januar hatte die CG Gruppe AG die Ergebnisse des Gestaltungsworkshops vorgestellt. Grundlage waren zahlreiche Gestaltungsvorschläge namhafter Architekturbüros gewesen, die eine Jury bewertete. Die Experten entschieden sich mit sechs zu zwei Stimmen für eine zeitgenössische Fassadengestaltung. Alles andere sei nicht machbar, eine Nutzung des Palais Riesch in den Proportionen der Fassade von 1780 nicht realisierbar, hieß es zur Begründung. Insbesondere die notwendigen Höhen der Geschosse für Wohnen und Gewerbe wären in eine historisierende Fassade nicht integrierbar, urteilte die Jury. "Für Läden oder Gastronomie sind die Räume an diesem repräsentativen Standort zu niedrig", erklärte auch der Vorstandsvorsitzende der CG Gruppe AG, Christoph Gröner. Er bezog sich damit auf eine baurechtliche Prüfung, die außerdem ergeben hatte, dass auch Wohnungen, wenn sie in der Höhe der originalgetreuen Fassade angepasst würden, zu niedrig wären und zu wenig Licht bekommen würden. Das neue Gebäude solle nach den Bedürfnissen der Menschen in der heutigen Zeit gestaltet werden, meinte Dresdens Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain zum Siegerentwurf des Workshops von Dähne Architekten - Pfau Architekten. "Gleichzeitig ist es Anspruch, eine Architektur zu verwirklichen, die noch in hundert Jahren Bestand hat und von Wert ist." Christoph Gröner bestätigte: "Es wird eine attraktive Fassade entstehen, hinter der sich ebenso attraktive Wohnungen befinden werden." Torsten Kulke, der Vorsitzende der Gesellschaft Historischer Neumarkt e.V., betont jedoch: "Der Gesamtkomplex muss in historischer Form aufgebaut werden - in Berufung auf das Ergebnis der Architektenkammer von 1995." Seine Gesellschaft werde nun die Planungsunterlagen eingehend prüfen und erst danach abschließend urteilen. Die CG Gruppe AG nimmt die Rückmeldungen der Dresdner ernst und will deshalb den Wettbewerb verlängern und weitere Architekturbüros einbeziehen. Grundlage werde allerdings der Entwurf der zeitgenössischen Fassade bleiben, sagt Christoph Gröner. Die Ergebnisse dieses Verfahrens würden dann dem Ausschuss für Stadtentwicklung und Bau zur Bewertung vorgelegt. Bis voraussichtlich Ende April soll eine einvernehmliche Lösung gefunden worden sein.