Autor: Thessa Wolf -

"Es fehlen qualifizierte Fachleute"

Die Energieeinsparverordnung verteuert das Bauen, heißt es. Das Hauptproblem aber ist ein anderes, sagt Uwe Kluge von der Sächsischen Energieagentur SAENA.

Gebäudedämmung: Baustoffe mit Potenzial - © saena
Gebäudedämmung: Baustoffe mit Potenzial (© saena)

Bei der EnEV geht es um "angemessene und wirtschaftlich vertretbare Anhebungen der energetischen Anforderungen an Neubauten". Doch was ist "wirtschaftlich vertretbar" - und vor allem: für wen? Uwe Kluge von der Sächsischen Energieagentur SAENA weiß: Bindend für die aktuelle Energieeinsparverordnung ist der politische Wille. Die Bundesregierung hat sich auf einen künftigen Primärenergiefaktor für Strom von 1,8 festgelegt. Gemeint ist der Umrechnungsfaktor von chemischer Energie in Kilowattstunden, also: Wie viel von dem einen wird gebraucht, um das andere zu erzeugen? Bei ausschließlich verwendeter Braunkohlekraftwerksenergie liegt der Faktor bei 2,8. Mit dem derzeitigen Anteil erneuerbarer Energien plus Braunkohle kommt man in Deutschland derzeit auf etwa 2,4.

An dieser Stelle kommt der Häuslebauer ins Spiel. Um zum bundesweit gewünschten Primärenergiefaktor zu gelangen, wird er aufgefordert, bei der Errichtung seiner vier Wände 25 Prozent unter dem bisherigen Primärenergiebedarf zu bleiben. Das ist "wirtschaftlich vertretbar", um die politisch geforderten Werte einzuhalten - aber nicht immer wirtschaftlich vertretbar für ihn. Zudem muss bei Neubauten das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG) beachtet werden, das eine anteilige Nutzung von regenerativen Energien zur Wärmeerzeugung einfordert.

Uwe Kluge (Sächsische Energieagentur SAENA) - © Thessa Wolf
Uwe Kluge (Sächsische Energieagentur SAENA) (© Thessa Wolf)

Strafen bis 50.000 Euro drohen

"Das Hauptproblem ist die Qualifikation derer, die am Bau beteiligt sind", so Uwe Kluge. "Die Anforderungen, um die modernen technischen Systeme vernünftig zum Laufen zu bringen, sind extrem hoch." Das müsse bereits bei der Ausbildung der künftigen Handwerker berücksichtigt werden. "Bauen ist heutzutage solch ein komplexes Thema geworden - das erfordert auch eine gute Kommunikation von Architekten und Ingenieuren wie auch der Gewerke untereinander." Immerhin würden alle am Bau Beteiligten dafür haften, dass mit dem Neubau die energetischen Anforderungen erfüllt werden. Ein Fakt, der übrigens auch im Energiebedarfsausweis festgehalten wird. "Dieser hat eine Registriernummer, wird von Fachleuten erstellt und muss den Zustand des Hauses zum Zeitpunkt der Nutzung widerspiegeln", so der Energieexperte. Und nach Fertigstellung werde dieser stichprobenartig kontrolliert. "Das betrifft beim EEWärmeG ein Prozent aller Neubauten. Die Prozentzahl bei der EnEV kann durchaus deutlich höher sein." Dann können Strafen bis zu 50.000 Euro drohen.

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