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Autor: Das Gespräch führte Thessa Wolf -

Stolperfallen aufspüren

Wie lässt sich die vorhandene Wohnung noch verändern?
Schön ist es, wenn man nahe der Eingangstür eine Sitzmöglichkeit hat, um Schuhe besser anziehen zu können. Man könnte die Möbel günstiger anordnen – also so, dass mehr Bewegungsfreiheit herrscht. Es gibt beispielsweise Griffe, die sich unten am Fenster anbringen lassen, oder Raumspartüren, welche mehr Bewegungsfreiheit im Raum bieten. Auch wichtig: die Beleuchtung überprüfen und eventuell neue Lichtquellen schaffen.

Was hat Lichtarmut mit Barrieren zu tun?
Eine eingeschränkte Sicht ist eine Barriere. Das betrifft sicher besonders ältere Menschen. Übrigens sind das alles Maßnahmen, die nicht viel kosten und keinen Schmutz machen. Teppiche sichern und Anti-Rutsch- Streifen kaufen – nicht immer ist ein Umbau erforderlich.

Und wenn doch? Welche Standards gelten?
Es gibt Planungsgrundlagen zur Barrierefreiheit wie die DIN 18040 – die Norm für barrierefreies Bauen. Gesetzlich bindend sind die verschiedenen Landesbauordnungen. Diese Verordnungen unterscheiden sich jedoch von Bundesland zu Bundesland. Und es gibt da diese Klausel, nach der die Vorschriften bei Bestandsimmobilien nur umgesetzt werden müssen, wenn sie nicht mit einem unverhältnismäßigen Mehraufwand verbunden sind. Das kann natürlich unterschiedlich ausgelegt werden.

Tatsächlich bedeutet ja Barrierefreiheit meist einen Mehraufwand.
Nicht beim Neubau. Sicher ist ein Mehraufwand bei der Planung nötig. Aber beim Bau? Ob nun eine schmale oder eine breite Tür eingebaut wird, macht da keinen Unterschied, auch nicht, ob die Tür rechts- oder linksbündig schließt, sodass Bewegungsflächen besser berücksichtigt werden können.

Worauf muss beim Neubau noch geachtet werden?
Auf Schwellen, ob nun an der Haustür oder an der Balkontür, sollte man verzichten. Es heißt oft, dass die Schwellen einen Schutz bei Starkregen bieten. Aber es gibt heutzutage auch gute schwellenlose Lösungen. Großzügige Grundrisse mit großen Bewegungsflächen sind vorteilhaft, ebenso breite Flure und breite, am besten gerade Treppen. Auf die Höhe der Lichtschalter und Steckdosen ist zu achten sowie auf bodentiefe Fenster, also solche, welche die Sicht im Sitzen nicht einschränken.

Und worauf wird bereits geachtet?
Moderne Bäder sind heute meist barrierefrei – auch, wenn es anders genannt wird. Die bodengleiche Dusche ist chic, der größere Grundriss gilt als modern. Gerade am Beispiel des Bades ist zu sehen, dass sich etwas viel eher durchsetzt, wenn es Trend wird. Die Barrierefreiheit mit erhobenem Zeigefinger einzufordern, funktioniert nicht. Wenn das Ganze aber positiv besetzt wird, also Funktionalität, Design und Ästhetik in den Vordergrund gestellt werden, kann es gelingen.

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