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„Die Bautätigkeit ist kein Selbstläufer“

Wir werden nicht billiger bauen können als andere auch. Aber wir nutzen die Fördermittel des Freistaats. Das könnten andere Unternehmen übrigens auch. Aber um die Klientel, also Geringverdienende, reißt sich keiner. Wir sind als Stadt jedoch in der Pflicht, auch ihnen Wohnraum anzubieten.

Es gibt einige Bauprojekte, bei denen man die Häuser täglich wachsen sieht. Andere bleiben jahrelang in der Diskussion stecken. Was macht den Unterschied aus?

Vermutlich das Planungsteam. Bauen ist in den vergangenen Jahren viel anspruchsvoller geworden. Da braucht man gute Planer und Architekten, ein Team, welches bereits bei der Vorbereitung auf gute Qualität achtet. Wenn immer wieder Nachbesserungen nötig sind, dauert es länger. Für alle gelten Flächennutzungspläne. Auch gibt es ein Planungsleitbild für die Innenstadt, Rahmen- und Masterpläne, die im Stadtrat beschlossen worden sind. Gerade bei größeren Vorhaben sind oftmals Bebauungspläne notwendig, auch diese kosten Zeit. Bei kleineren Vorhaben innerhalb des Zusammenhangs bebauter Ortsteile gilt oftmals Paragraf 34 des Baugesetzbuches, welcher eine schnellere und unkompliziertere Genehmigung zulässt.

Die Bebauung am Neumarkt ist immer wieder in der Kritik. Viele Dresdner wünschen sich ein Stadtbild wie vor 100 Jahren. Was bevorzugen Sie persönlich?

Architektur ist immer auch Geschmackssache. Ich finde einerseits moderne Architektur oft spannend und schön. Andererseits kann ich auch jene gut verstehen, die es historisch aussehen lassen möchten. Die Dresdner Innenstadt ist im Krieg stark zerstört worden, und viele Jahrzehnte blieb dies als offene Wunde. Eine neue Identität hat sich die Stadt in der Nachkriegszeit nicht gegeben. Deshalb möchten viele an das einstige Aussehen erinnern. Sicher spielt auch der Wunsch mit hinein, dass die Stadt erkennbar bleibt, nicht austauschbar, wie es die Bebauung in anderen großen Städten oft ist.

Allerdings passen die heutigen Bauvorschriften und damit beispielsweise die Ansprüche an modernes Wohnen oft nicht zum originalgetreuen Wiederaufbau.

Bisher konnte da immer ein Kompromiss gefunden werden. Die Frage ist ja: Wünscht man sich nur die barocke Fassade, oder ist es vielleicht eher die Kleinteiligkeit und Detailtiefe der früheren Bebauung? Und was kann die Konsequenz daraus sein? Kleinteiliges und detailverliebtes Bauen kann man auch mit moderner Architektur.

Ist die Diskussion, die von den Dresdnern immer wieder zu Bauprojekten angeregt wird, eher hinderlich oder förderlich?

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